Der Ortsvereinsvorstand der SPD in Mölln hat auf seiner letzten Sitzung Ende Juni 2020 folgendes beschlossen: Die Benachteiligung von Frauen in der Region in wirtschaftlichen und sozialen Angelegenheiten wird zu einem Schwerpunktthema der Partei. Anlass dafür sind erkennbare Auswirkungen der CORONA-Krise. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird in der Krise einer extremen Belastungsprobe ausgesetzt. Das gilt sicherlich auch für Väter. Aber nach allen Befunden sind die Mütter entsprechend den tradierten Rollenmustern ungleich stärker betroffen.
Die Fakten belegen zudem, dass Frauen bereits vor CORONA erhebliche Benachteiligungen erfahren mussten.90 Prozent aller Frauen zwischen 30 und 50 Jahren verdienen weniger als 2000 Euro netto im Monat. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes verdienen Frauen in Deutschland im Schnitt 21 Prozent weniger als Männer. So erhielten Frauen 2018 durchschnittlich 17,09 Euro brutto je Stunde. Männer kamen auf 21,60 Euro pro Stunde. Fast ein Drittel aller Frauen in Deutschland zahlen null Cent in eine private Altersversorgung ein. Westdeutsche Frauen haben eine Durchschnittsrente von 600 Euro. Diese Zahlen waren bereits 1995 ähnlich. Das beweist eine erschreckende Kontinuität. Offensichtlich gibt es langfristig etablierte Strukturen der Diskriminierung von Frauen.
Über diese Sachverhalte und mögliche Handlungsoptionen für die Politik muss öffentlich diskutiert werden.
Die SPD-Mölln plant eine weiteres Mölln-Forum noch in diesem Jahr. Die Vorstandsmitglieder Elke Heitmann und Julia Steffen haben die Federführung des Projekts übernommen. Erfahrungsberichte und Anregungen nehmen Elke Heitmann (Elke.Heitmann@nullmoelln.de) und Julia Steffen (jul.steffen@nullt-online.de) gerne entgegen.
Der Kampf gegen die wirtschaftliche und soziale Diskriminierung von Frauen ist ein ursozialdemokratisches Anliegen. Vor 140 Jahren schrieb der Gründungsvater der SPD, August Bebel:
„Die Frau muss ökonomisch unabhängig sein, um es körperlich und geistig zu sein, damit sie nicht mehr von der Gnade und dem Wohlwollen des anderen Geschlechts abhängig ist“.
Damals dürften Frauen noch nicht wählen, allein kein Bankkonto eröffnen, ohne Erlaubnis ihres Ehemannes keinen Beruf erlernen oder ausüben. Die politische Emanzipation der Frauen ist
inzwischen weit gediehen. Die Gerechtigkeitslücke in Beruf, Familie und Altersvorsorge zu schließen und damit die Gleichberechtigung der Geschlechter zu vollenden, bleibt eine
Verpflichtung aller demokratischen Kräfte.
Dr. Matthias Esche
Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Mölln