Das erste MÖLLN FORUM der Möllner SPD mit dem Thema „ Pflege in Mölln – Finanzieller Albtraum oder Humane Perspektive „ fand große Resonanz . Experten und Praktiker des Pflegesektor haben zunächst den Sachstand zusammengefasst. Im gut besuchten Gemeinschaftshaus Heilig-Geist Hospital in Mölln musste das Plenum der Veranstaltung vier Gewissheiten zur Kenntnis nehmen:
- Der Bedarf an Pflegeplätzen wird steigen.
- Die Kapazitäten reichen nicht aus
- Die Kosten explodieren
- Es gibt zu wenig Pflegerinnen und Pfleger
Unmittelbarer Anlass für die Veranstaltung waren kürzliche Erhöhungen der Eigenbeteiligung von in Pflegeheimen betreuten Bewohnerinnen und Bewohnern bis zu 70 Prozent. So erklärbar und nachvollziehbar die Erhöhungen in jedem Einzelfall auch sein mögen, bedeutet es doch für die Betroffenen und ihre Angehörigen einen schmerzlichen Einschnitt. Die Eigenbeteiligung beträgt bundesweit im Durchschnitt zurzeit 1.930 Euro. Sollten Rente, andere Einkünfte oder erspartes Vermögen nicht ausreichen, muss staatliche Hilfe das Defizit ausgleichen. Die Betroffenen in den Heimen dürfen dann nur noch über eine Art Taschengeld in Höhe von 117 Euro frei verfügen. Um diesen entwürdigenden Zustand nicht weiter ausufern zu lassen, ist eine Deckelung der Eigenbeiträge geboten. Im Gegenzug sollten die tendenziell eingefrorenen Kassenleistungen den realen Kostensteigerungen angepasst werden. Für die Angehörigen hat sich die Ihnen bislang drohende finanzielle Belastung verringert oder ist gänzlich entfallen. Seit dem 1.1.2020 ist gesetzlich geregelt, dass Kinder von in Pflegeheimen lebenden Müttern oder Vätern erst ab einem Bruttoeinkommen von über 100.000 Euro zu finanziellen Leistungen herangezogen werden dürfen, um ein Defizit in den Pflegekosten auszugleichen.
Ungeachtet dieser finanziellen Entlastung der Angehörigen bleiben die Probleme der Pflege in Deutschland dramatisch. Im Plenum wurde von einem Pflegekollaps gesprochen. Aktuell fehlen in Deutschland 80.000 Pflegekräfte. Finanziell wären 30 Milliarden notwendig, um diese Lücke zu füllen. Aber selbst, wenn das Geld zu mobilisieren wäre, stünde nicht genug Pflegepersonal zur Verfügung. Importe aus der EU oder anderen Ländern helfen in der Größenordnung nicht. Der Pflegenotstand ist total.
Die Anwesenden waren sich in der Aussprache einig, dass der drohende Untergang des gegenwärtigen Pflegesystems nur durch eine umfassende nationale politische Anstrengung abgewendet werden kann. Der Pflegeberuf muss in jeder Hinsicht aufgewertet werden. Die Lasten dürfen nicht allein auf die Pflegeversicherung und die zu Pflegenden abgewälzt werden. Der Staat muss sich stärker engagieren. In Deutschland gehen 1,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes in die Alten- und Krankenpflege. Unsere Nachbarländer Niederlande, Dänemark, Schweden und Norwegen stecken 2, 5 Prozent in die Versorgung von Alten und Kranken.
Am Ende der Veranstaltung stand der Dank an Frau Schemmerling und Herrn Kartz vom Fachbereich des Kreises Jugend, Familie, Schule und Soziales , die Herren Keßler und Pflügge vom Seniorenheim Uhlenspeegel und an Herrn Kossyk vom Pflegestützpunkt Mölln, einem wichtigen Informationsknotenpunkt für alle Hilfesuchenden. Sie alle haben mit ihrer Expertise zur fachlichen Vertiefung der Aussprache beigetragen. Die SPD Mölln gelobte, das Thema Pflege und Würde im Alter intensiv in den Diskurs der Parteien und der Öffentlichkeit hineinzutragen.
Dr. Matthias Esche
Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Mölln